Schwierigkeiten, sich den Kinderwunsch zu erfüllen, bekümmern Männer meist genauso oder sogar noch mehr als Frauen
Wenn von Fruchtbarkeit die Rede ist, steht in der Regel die Frau im Mittelpunkt. Heutzutage gelten Schwierigkeiten, eine Schwangerschaft herbeizuführen, in der Regel als Frauensache. In Wirklichkeit jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ursache für eine Unfruchtbarkeit beim Mann liegt, genauso hoch wie die, dass sie bei der Frau liegt. Doch damit nicht genug: Zeugungsschwierigkeiten können Männer sogar noch mehr bekümmern als Frauen, da es ihnen in der Regel schwerer fällt, offen damit umzugehen.
Das Stigma der Unfruchtbarkeit
Über Fruchtbarkeitsprobleme zu sprechen, fällt jedem schwer. Eine neue Studie aus dem Vereinigten Königreich zeigt jedoch, was für ein großes Stigma gerade der männlichen Unfruchtbarkeit nach wie vor anhaftet. Den Ergebnissen dieser Umfrage zufolge, an der mehr als 2000 Männer teilnahmen, haben mehr als die Hälfte das Gefühl, ihre Sorgen in Bezug auf Fruchtbarkeit nicht mit ihrer Partnerin und noch weniger mit Verwandten oder Freunden besprechen zu können. Ein ähnlich hoher Anteil der Befragten gibt an, auch nicht mit dem Arzt darüber sprechen zu wollen. Für einen wesentlichen Teil aller Männer ist Fruchtbarkeit ein Tabuthema, über das nur schwer gesprochen werden kann.
Lebensstil und Fruchtbarkeit
Bei der Umfrage wurde auch der Lebensstil der befragten Männer untersucht und festgestellt, wie gut sie über dessen Auswirkungen auf ihre Fruchtbarkeit Bescheid wussten. Den meisten Männern ist nicht klar, dass sich das Alter negativ auf die männliche Fruchtbarkeit auswirken kann, und fast die Hälfte weiß nicht, dass Übergewicht oder Fettleibigkeit ihre Wahrscheinlichkeit, eine Familie zu gründen, beeinträchtigen kann. Nur 55 % ist bewusst, dass eine sexuell übertragbare Krankheit ihrer künftige Fruchtbarkeit schaden kann; dies ist überraschend, da dies häufig zur Sprache kommt, wenn es um sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien geht.
Im Rahmen der Studie wurde den Männern auch die Frage gestellt, ob sie bereit wären, ihren Lebensstil zu ändern, um ihre Fruchtbarkeit zu erhalten. Die meisten Männer (64 %) wissen zwar, dass Tabak und Alkohol kontraproduktiv sein können, doch viele der Befragten, die über diese Auswirkungen Bescheid wissen, rauchen weiterhin regelmäßig oder trinken zu viel Alkohol.
So reagieren Männer auf Fruchtbarkeitsprobleme
Es wurde ebenfalls untersucht, wie Fruchtbarkeitsbeeinträchtigungen sich auf das Leben und die Gefühle von Männern auswirken können. Etwa ein Drittel der Befragten gab zu, mit Fruchtbarkeitsproblemen zu kämpfen gehabt zu haben. In den meisten Fällen wirkte sich dies negativ auf die Beziehung zur Partnerin und in einem Drittel aller Fälle auch auf das Berufsleben aus. Am auffälligsten ist, dass 40 % dieser Gruppe angibt, dass die Zeugungsschwierigkeiten ihr seelisches Wohlbefinden beeinträchtigt haben.
Diese Ergebnisse zeigen, dass Fruchtbarkeitsprobleme im Gegensatz zur landläufigen Meinung verheerende Auswirkungen auf das Leben von Männern haben können. Sie haben das Gefühl, ihren Partnerinnen gegenüber Stärke beweisen zu müssen, wenn beide mit Schwierigkeiten konfrontiert werden. Diese Umfrage belegt jedoch ganz klar, dass viele Männer ihre Gefühle unterdrücken. Sie sind genauso traurig und verletzt wie Frauen, wenn sie erfolglos versuchen, Eltern zu werden. Und viele der Befragten haben das Gefühl, weniger Unterstützung in und Informationen zu Fruchtbarkeitsthemen erhalten zu haben, als sie sich gewünscht hätten.
Wenn ein Paar immer und immer wieder erfolglos versucht, eine Schwangerschaft herbeizuführen, ist es Männern häufig besonders unangenehm, sich Hilfe zu holen; dies gilt insbesondere in Bezug auf emotionale Aspekte. Bekannt zu machen, dass Fruchtbarkeit nicht nur Frauen betrifft, kann dazu beitragen, dass sich die Allgemeinheit dieser Tatsache mehr bewusst wird. Und es wird auch dazu beitragen, dass Männer, die mit Fruchtbarkeitsproblemen konfrontiert werden, künftig mehr Unterstützung und Informationen erhalten.