Forscher von Harvard haben ein Gerät entwickelt, mithilfe dessen die Konzentration und Beweglichkeit von Spermien über eine App ermittelt werden können.
Wir haben uns mit einer unserer wichtigsten Expertinnen, Dr. Aïda Pujol, über die Möglichkeiten unterhalten, die die Entwicklung eines neuen Gerätes, mithilfe dessen die Qualität einer Spermaprobe bequem von zuhause aus über eine Smartphone-App bestimmt werden kann, bietet. Niemand kennt die Analysen, die in einem Labor für assistierte Reproduktion durchgeführt werden, besser als Dr. Pujol. Sie verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung und leitet eines der Labore für assistierte Reproduktion der Gruppe Eugin.
Dr. Pujol, wir haben mit großem Staunen von einem neuen Gerät gelesen, das mit einem Smartphone verbunden werden kann, um die Qualität einer Spermaprobe zu ermitteln. Stellt das eine Revolution im Bereich Andrologie dar?
Dieses Gerät ist ein gutes Beispiel für die Fortschritte, die Medizin und Technologie heutzutage machen. Hier werden Barrieren überwinden und es wird immer mehr auf Benutzerfreundlichkeit geachtet. Dieses Gerät stellt eine sehr positive Entwicklung dar und gibt dem Paar die Möglichkeit, Fruchtbarkeitsschwierigkeiten zu identifizieren. Mit diesen Informationen kann sich das Paar dann an einen Arzt wenden, um eine professionelle Lösung zu finden.
Wie dürfen wir uns das Gerät vorstellen?
Es ist klein und handlich und verfügt über einen Mikrochip, der sich über eine App mit einem Smartphone verbinden lässt. Mithilfe der Kamera und des Prozessors des Handys können zwei der Parameter analysiert werden, die üblicherweise in einem Labor untersucht werden: die Konzentration und die Beweglichkeit der Spermien in einer Probe. Nicht eingeschätzt werden kann allerdings die Morphologie der Spermien, die ebenfalls ein wichtiges Kriterium für ihr Fruchtbarkeitspotenzial darstellt.
Die Forscher beschreiben die Handhabung des Gerätes als „genauso einfach wie bei einem Schwangerschaftstest“. Sind Spermaanalysen jetzt wirklich so leicht zugänglich?
Die Durchführung des Tests als solches ist ganz einfach und die Handhabung des Gerätes ebenfalls. Die Interpretation der Ergebnisse wiederum erfordert die Fachkenntnis eines Spezialisten für assistierte Reproduktion, der feststellt, welche weiteren Untersuchungen bei dem jeweiligen Paar durchgeführt werden müssen, um eine genaue Diagnose zu erhalten.
Viele Paare fragen sich jetzt sicher, ob diese Technologie für sie hilfreich sein kann. Können sie auf dieses Gerät zurückgreifen, um mehr über ihre Fruchtbarkeit zu erfahren?
Die Fruchtbarkeit eines Paares kann nur durch Untersuchungen bei beiden Partnern ermittelt werden, nicht nur bei einem. Das entwickelte Gerät ist natürlich sehr hilfreich für eine erste Orientierung in Bezug auf mögliche Spermienalterationen und hat seine Wirksamkeit in Form von korrekten Daten für mehr als 300 Proben bewiesen. Es handelt sich dabei allerdings um einen Prototypen, der noch weit von der Markteinführung entfernt ist. Die Ergebnisse müssen zudem stets von Fachkräften interpretiert und durch weitere medizinische Untersuchungen ergänzt werden, die dem Paar helfen, eine umfassende Diagnose zu erhalten sowie die für ihren Fall beste Lösung, um eine Schwangerschaft zu erzielen, zu ermitteln.
Welche Untersuchungen werden neben der Spermaanalyse bei Paaren durchgeführt, die Schwierigkeiten haben, ein Kind zu zeugen?
Vor der Aufnahme einer Behandlung muss eine umfassende Untersuchung sowohl beim Mann als auch bei der Frau durchgeführt werden. Bei Männern werden je nach Fall ergänzende Untersuchungen zum Spermiogramm, wie z.B. Kapazitationstest (REM-Test), Hormonuntersuchungen und genetische Analysen, durchgeführt. Bei Frauen sind eine komplette Blutuntersuchung, ein Vaginalultraschall sowie eine basale Hormonanalyse erforderlich. Diese Untersuchungen können im Einzelfall sowie in Abhängigkeit vom Alter variieren, doch es kann nur mithilfe der durch sie erhaltenen Daten wirklich eine genaue Diagnose gestellt werden.