Warum ist assistierte Reproduktion ein Tabuthema?

Veröffentlicht: 26 September 2017|Aktualisiert: 12 Juni 2019|Über assistierte Reproduktion.|

Assistierte Reproduktion gehört zu den Phänomenen der modernen Gesellschaft. Warum aber wird so ungern darüber gesprochen?

Wieso ist es so schwierig, über assistierte Reproduktion zu sprechen? Wenn jemand Probleme im Zusammenhang mit Sterilität oder Unfruchtbarkeit anspricht, spürt man stets ein gewisses Unwohlsein im Raum und es kann sogar ein betretenes Schweigen entstehen. Warum ist dieses Thema so tabu, wenn es jedem sechsten Paar nicht aus eigener Kraft gelingt, ein Kind zu zeugen? Das sind immerhin 80 Millionen Paare weltweit, eine ganz und gar nicht geringe Zahl. Jeder kennt in seinem Familien- oder Freundeskreis jemanden, der von Unfruchtbarkeit betroffen ist. Dieses Thema ist also etwas, was zu unserem Leben dazu gehört. Es taucht in unserem Umfeld immer wieder auf. Vielleicht ist eine Schwester, eine gute Freundin, eine Nachbarin oder eine Kollegin davon betroffen. Oder vielleicht wurde ein Freund oder Klassenkamerad des eigenen Kindes mithilfe einer Behandlung gezeugt… Es ist allgemein bekannt, dass immer mehr Menschen Fortpflanzungsschwierigkeiten haben; das ist ein gesellschaftliches Phänomen. Warum also fällt es uns so schwer, offen damit umzugehen? Aus Angst? Aus Scham? Aus Verlegenheit?

Die Aufnahme einer Behandlung der assistierten Reproduktion fällt in die Privatsphäre eines Paares und hat mit seinem Intimbereich, seiner Sexualität und seiner Fortpflanzung zu tun. Darüber zu sprechen, fühlt sich an, wie sich auszuziehen und sein Innerstes freizulegen. Man hat das Gefühl, auszusprechen, dass man in Bezug auf das Einfachste und Natürlichste gescheitert ist, was es für zwei Menschen, die sich lieben,  gibt: ein Kind zu bekommen. Diese intime Enthüllung ist sowohl für das Paar als auch für den Zuhörer unangenehm. Erschwerend hinzu kommt noch die Meinung der anderen. Somit ziehen es viele Paare vor, sich lieber in Schweigen zu hüllen, was sie nur noch weiter isoliert und dazu beiträgt, dass das Thema weiterhin tabu bleibt. Man fürchtet Kritik, ein schlechtes Omen, unangebrachte Bemerkungen, zweifelhafte Kommentare oder sogar Spott zu ernten.

In den letzten Jahren wurde das Schweigen jedoch dank Foren, Blogs, Diskussionsrunden und Hilfsverbände für unfruchtbare Paare immer häufiger gebrochen. Immer mehr Paare entscheiden sich dafür, die Möglichkeiten der assistierten Reproduktion in Anspruch zu nehmen, um ein Kind zu bekommen. Es wurden wesentliche Fortschritte gemacht, auch wenn das Tabu und das Unwohlsein noch nicht ganz ausgemerzt werden konnten. Es muss eingeräumt werden, dass assistierte Reproduktion ein schwieriges Thema für die Gesellschaft insgesamt ist, nicht nur für unfruchtbare Paare. Assistierte Reproduktion beim Menschen ruft bei vielen Leuten Angst hervor – obwohl sie eigentlich das Gegenteil tun und uns beruhigen sollte. Sie kann unsere Zukunft, unser Schlüssel zum Glück sein. Paare, die Angst davor haben, keine Kinder bekommen zu können, wissen die Möglichkeiten, die assistierte Reproduktion bietet, sehr zu schätzen und können gar nicht erwarten, aller Welt von ihrem Wunschkind zu erzählen…

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