Medienberichte zum Thema assistierte Reproduktion: So interpretieren Sie sie richtig

Veröffentlicht: 25 August 2014|Aktualisiert: 25 August 2014|Über assistierte Reproduktion.|

Artikel von Kate Brian, Journalistin und Autorin von vier Büchern zum Thema Mutterschaft und Fruchtbarkeit

Derzeit wird in den Medien viel über assistierte Reproduktion berichtet, es werden neue Verfahren oder Forschungsergebnisse vorgestellt und bestätigen deren Potenzial, um die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer Schwangerschaft zu erhöhen. Für Patientinnen, die sich für eine Behandlung der assistierten Reproduktion entschieden haben, kann es schwierig sein, sich angesichts einer Schlagzeile zu einer neuen Behandlungsmethode, die es scheinbar einfacher macht, das langersehnte Kind zu bekommen, nicht zu große Hoffnungen zu machen. Es ist jedoch nicht immer alles Gold, was glänzt.

Der Zusammenhang zwischen Forschungsergebnissen und Ihrer eigenen Fruchtbarkeit

Viele Studien, über die in den Medien berichtet wird, befinden sich noch in den ersten Forschungsphasen und es kann sein, dass die darin untersuchten Methoden erst an wenigen Patientinnen ausprobiert wurden – manchmal sogar nur an wenigen Mäusen. Hierauf wird in den Medien in der Regel nicht explizit hingewiesen. Manchmal erscheint am Ende des Berichtes ein Hinweis, der besagt, dass weitere Studien nötig sind, bevor das Verfahren weitläufig verfügbar ist.
Diese Behandlungen werden darüber hinaus bis auf weiteres nicht in einer Klinik für assistierte Reproduktion in Ihrer Nähe angeboten werden, da es noch keine Beweise dafür gibt, dass diese Forschungsergebnisse zuverlässig und sicher sind und die entsprechende Methode wirklich funktioniert.

Kommt ein bestimmtes Behandlungsverfahren für Sie persönlich in Frage?

Nicht alle Behandlungsmethoden sind für alle Patientinnen gleichermaßen gut geeignet. Möglicherweise haben Sie einen Bericht über ein bestimmtes Verfahren oder über eine neue Methode gelesen, die die Erfolgschancen einer Behandlung der assistierten Reproduktion erhöht, indem aber nicht klar dargelegt wird, dass diese nur für eine bestimmte Gruppe von Patientinnen überhaupt in Frage kommt. Ein Verfahren kann z.B. nur für Patientinnen mit polyzystischem Ovarialsyndrom geeignet und für Frauen mit anderen Fruchtbarkeitsproblem völlig irrelevant sein.

Wenn es um neue Forschungsergebnisse aus dem Bereich assistierte Reproduktion geht, wird häufig nicht darauf hingewiesen, dass diese nur für Frauen relevant sind, die über eine ausreichende Reserve an Eizellen in den Eierstöcken (Ovarreserve) verfügen. Dies betrifft insbesondere ältere Frauen, da die Ovarreserve mit dem Alter abnimmt. Bis dato gibt es keine Behandlungsmethode, mit der man die biologische Uhr zurückdrehen könnte. Ein neues Verfahren, das einen enormen Anstieg der Erfolgswahrscheinlichkeit bei In-vitro-Fertilisationen verspricht, kann daher geringere Auswirkungen für Frauen mit niedriger Ovarreserve haben.

Nur positive Nachrichten

Forscher haben in der Regel Interesse daran, ihre neuentdeckten Verfahren zu bewerben, und konzentrieren sich daher auf gute Nachrichten, um zu erreichen, dass mehr Journalisten über ihre Arbeit berichten möchten. So kann sich eine schwangere Frau zum „ersten Erfolgsfall“ einer neuen Behandlung werden, wenn aus dem Bericht eigentlich hervorgeht, dass nur eine einzige Frau dank des neuen Verfahrens schwanger geworden ist.

Wenn in den Medien von neuen Forschungsergebnissen die Rede ist, kann man versucht sein, sofort in die Klinik zu gehen und darum zu bitten, unter Einsatz dieser neuen Methoden behandelt zu werden. Jeder Facharzt wird Ihnen jedoch sagen, dass das entsprechende neue Verfahren in seiner Klinik noch nicht praktiziert wird oder für Sie nicht geeignet ist. Dies kann eine Enttäuschung für Sie bedeuten.

Denken Sie daran, dass Experten auf dem Gebiet der assistierten Reproduktion über alle Fortschritte, die in diesem Bereich gemacht werden, auf dem Laufenden sind, und Ihnen stets die modernsten Behandlungsmethoden anbieten werden. Wichtiger ist für Ihren Arzt jedoch, ein Verfahren anzuwenden, für das gesicherte Forschungsergebnisse vorliegen und das erwiesenermaßen sicher und wirksam zugleich ist.

Ihr Facharzt kennt Ihre individuelle Situation bis ins Detail und weiß, was am besten für Sie ist. Sie sollten daher stets auf den Rat Ihrer behandelnden Ärzte hören und sich nicht auf Schlagzeilen zum Thema assistierte Reproduktion in Presse oder Fernsehen verlassen.

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