Worin besteht das sogenannte „Verfahren mit 3 genetischen Elternteilen“

Veröffentlicht: 2 März 2015|Aktualisiert: 12 Juni 2019|Über assistierte Reproduktion.|

Die Verwendung des gesunden Mitochondriums einer Spenderin trägt dazu bei, zu vermeiden, dass die Mutter Krankheiten an das Kind überträgt, die die Lebenserwartung und -qualität des Babys wesentlich beeinträchtigen

Worin besteht das sogenannte „Verfahren mit 3 genetischen Elternteilen“

 

In den letzten Tagen wurde in den Medien umfangreich über das jüngst in Großbritannien verabschiedete Gesetz berichtet, das das sogenannte „Verfahren mit 3 genetischen Elternteilen“ zulässt. Journalisten und Reporter aus aller Welt haben die Verabschiedung der Mitochondrienspende seitens der britischen Parlamentsabgeordneten detailreich kommentiert.

Das Mitochondrium befindet sich im Inneren der Zelle und ist für die Erzeugung von Energie verantwortlich; es wird daher häufig als „Kraftwerk der Zelle“ bezeichnet. Bei Menschen, die an Mitochondrienveränderungen leiden, funktionieren die Mitochondrien nicht richtig oder produzieren nicht genügend Energie; dies kann zu äußerst schweren Krankheiten führen. Bis dato wurden keine Mitochondrienspenden beim Menschen durchgeführt und Großbritannien ist das erste Land der Welt, in dem dieses Verfahren zur Anwendung kommen wird.

Was genau verbirgt sich hinter diesem Verfahren?

Im Falle einer Mitochondrienspende enthalten die entstehenden Embryonen genetisches Material von drei Personen: Mutter, Vater und Spenderin. Die Eizelle der Spenderin kommt zwar zum Einsatz, doch es wird lediglich das in ihr enthaltene, gesunde Mitochondrium verwendet. Gene, die das äußere Erscheinungsbild oder die Persönlichkeit der Spenderin prägen, sind nicht erforderlich; das Baby erbt diese Merkmale von der Mutter.

Bedeutet das, dass das Kind drei Elternteile hat?

Kinder, die mithilfe dieses Verfahren zur Welt kommen, haben nur zwei Elternteile: einen Vater und eine Mutter. Das Baby verfügt zwar über einen äußerst geringen Anteil an mitochondrialer DNA der Spenderin, doch dies beeinflusst in keiner Weise seine entscheidenden Merkmale.

Wer benötigt eine solche Behandlung?

Mit dieser Behandlung möchte man Frauen helfen, die Gefahr laufen, eine mitochondrial bedingte Krankheit an ihre Kinder zu übertragen. Diese Frauen können ein verändertes mitochondriales Gen haben und vollkommen gesund sein; wenn sie die Veränderung jedoch an das Baby übertragen, kann dessen Gesundheit stark beeinträchtigt werden. Mitochondrial bedingte Krankheiten sind sehr selten und können verheerende Konsequenzen haben. Die Symptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und einige Patienten schaffen es, mit der Krankheit zu leben; in den allermeisten Fällen jedoch enden diese Krankheitsbilder tödlich.

Können Patienten, die sich einer Behandlung der assistierten Reproduktion unterziehen, dieses Verfahren nutzen?

Dieses Verfahren ist nicht für Menschen gedacht, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, da es nicht darauf abzielt, Frauen mit Kinderwunsch zu helfen, schwanger zu werden. Sein Zweck besteht vielmehr darin, die Übertragung genetisch bedingter Krankheiten zu vermeiden. In diesem Rahmen werden zwar Verfahren der In-vitro-Fertilisation genutzt, doch es handelt sich hierbei nicht um eine Fruchtbarkeitsbehandlung.

Die Mitglieder des britischen Unterhauses haben zwar für dieses Verfahren gestimmt, doch bis zu seiner praktischen Anwendung ist es noch ein weiter Weg. Die zweite Kammer des britischen Parlamentes, das Oberhaus, muss ebenfalls darüber abstimmen und wenn diese Hürde genommen ist, kann eine Mitochondrienspende nur an Einrichtungen vorgenommen werden, die über die entsprechende Lizenz verfügen.

Es gab einigen Widerstand gegen dieses Verfahren aus Bevölkerungsgruppen, die befürchten, dass es nicht sicher ist oder sogar einen ersten Schritt in Richtung „Design von Babys à la carte“ bedeutet. Andere Stimmen wiederum bekräftigen, dass es dazu nie kommen wird, da die Mitchondrienspende strengsten Vorschriften unterliegt und nur dann zum Einsatz kommen wird, wenn die Gefahr besteht, dass ein Kind mit schweren gesundheitlichen Schäden zur Welt kommt. In Großbritannien wurden die Bewegungen in Richtung einer Zulassung der Mitochondrienspende von Familien, die die schrecklichen Konsequenzen einer solchen Erkrankung aus erster Hand kennen, sehr begrüßt.

 

Kate Brian
Schriftstellerin und Journalistin
Kate Brian ist Journalistin, Schriftstellerin und Autorin von vier Büchern zum Thema Mutterschaft und Fruchtbarkeit, u.a. The Complete Guide to IVF. Nachdem sie sich selbst einer In-vitro-Fertilisation unterzogen hatte, fing Kate an, aus Patientinnensicht über das Thema Unfruchtbarkeit zu schreiben.

Derzeit arbeitet Kate mit verschiedenen Medien als Expertin zum Thema Fruchtbarkeit zusammen und hat ein eigenes Blog, auf dem sie die neuesten Berichte und Meinungen rund um das Thema Fruchtbarkeit sowie nützliche Ratschläge und Ressourcen für Menschen, die versuchen, ein Baby zu bekommen, postet.

 

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